Den Horizont nicht nur beruflich erweitern
Seit 40 Jahren ist es ein wesentlicher Zweck des Vereins Lebenshilfe Hartberg, Menschen mit Behinderung zu unterstützen, begleiten und fördern. Der Zivildienst stellt eine wertvolle Hilfe im betrieblichen Ablauf und bei der Begleitung von Menschen mit Behinderung dar.
Die Verwaltung der Zivildienststellen in den Lebenshilfen unseres Bundeslandes läuft über die Lebenshilfe Steiermark. Bei der Lebenshilfe Hartberg unterstützen 16 Zivildiener das Stammpersonal. Die Tageswerkstätten in Pöllau, Vorau, St. Johann/Haide und Neudau sind von Montag bis Freitag tagsüber in Betrieb. In Neudau bieten das Veranstaltungszentrum „Das Inklusiv“ und die Wohnhäuser mit ihren längeren bzw. durchgehenden Betreuungszeiten sogar Profisportlern die Möglichkeit, Zivildienst und Training unter einen Hut zu bringen. Die Wochenarbeitszeit beträgt an jedem Standort 37 Stunden.
„Zivildiener haben sehr vielfältige Aufgaben, sie unterstützen bei organisatorischen Abläufen im Betrieb und entlasten mit ihren Hilfsdiensten die Fachkräfte bei der Begleitung von Menschen mit Behinderung“, schildert Heike Niederl, fachliche Leiterin der Lebenshilfe Hartberg, den Einsatz der jungen Männer.
Mundpropaganda
Wie beispielsweise Patrick Hrdina und sein Kollege Joachim Tuttner. Die beiden Pöllauberger sind als Zivildiener in der Tageswerkstätte Pöllau im Einsatz. Bevor die Essenszustellung zu erledigen ist, erzählen sie in einer Pause von ihrer Arbeit. Und schnell wird klar: Mundpropaganda ist wie überall auch hier die beste Werbung: „Ein Freund von mir war Zivildiener bei der Lebenshilfe in Vorau und hat mir erzählt, dass die Arbeit interessant ist“, schildert Patrick Hrdina. Sein Zivildienst dauert noch bis Ende September 2025. Der 20-jährige Elektrotechniker wird in seinen erlernten Beruf zurückkehren. Er möchte vielleicht später im Sozialbereich Fuß fassen: „Der Zivildienst gibt Einblick, wie Begleitung von Menschen mit Behinderung abläuft. Die Chance hat man sonst nicht.“
Joachim Tuttner stimmt zu: Dem Zimmerer ist bewusst, dass es vielleicht nicht jahrzehntelang möglich sein wird, die körperlich sehr anspruchsvolle Arbeit in seinem erlernten Beruf auszuüben. Er erzählt, dass erst vor kurzem ein 40-jähriger Handwerker ein Praktikum in der Tageswerkstätte absolviert hat und mit großer Motivation eine Ausbildung in der Behindertenbegleitung absolviert. Nicht selten bleiben junge Männer gleich nach dem Zivildienst bei der Lebenshilfe und entscheiden sich für eine berufsbegleitende, fachspezifische Ausbildung.
Hier in der Tageswerkstätte lernt Joachim seit April ein völlig neues Arbeitsumfeld kennen. Seine Motivation für den Zivildienst? „Ich arbeite gerne mit Menschen und hab’ das Gefühl gehabt, dass ich etwas Sinnvolles bewirken kann, wenn ich in der Lebenshilfe Menschen unterstütze.“ Der Tipp mit dem Zivildienst kam natürlich – Stichwort Mundpropaganda – von seinem Freund Patrick.
Kein Vorwissen erforderlich
Die Aufgaben der Zivildiener sind vielfältig und vom jeweiligen Standort abhängig, erzählen die Beiden: „Wir unterstützen Menschen mit Behinderung und arbeiten auch selbst mit.“ Neben Routinetätigkeiten wie Reinigung, Einkauf und Essenszustellung gefällt Joachim das selbstständige Arbeiten. Patrick pflichtet bei: „Der Tag ist abwechslungsreich, weil jeder Mensch anders ist.“ Die Zeit verfliegt rasch, sei es bei Unterstützungsleistungen in der Keramikwerkstatt oder in der Schneiderei und bei der Gartenarbeit. „Die ,Zivis‘ werden überall gebraucht in der täglichen Arbeit, um den betrieblichen Ablauf zu sichern“, lobt Doris Dremmel, Leiterin der Tageswerkstätte Pöllau, die engagierten jungen Männer.
Geduld
Wo es möglich ist, können die Zivildiener auch immer wieder ihre eigenen Interessen einbringen: So etwa bei einem Besuch am Fischteich, wo die passionierten Petri-Jünger Patrick und Joachim mit interessierten Beschäftigten geangelt haben.
Und vielleicht ist es auch diese Leidenschaft fürs Fischen, die dazu beiträgt, dass die beiden Pöllauberger gerne bei der Lebenshilfe arbeiten: „Beim Angeln braucht man Geduld – und die ist auch bei der Begleitung von Menschen mit Behinderung wichtig.“
Gut zu wissen
Die Lebenshilfe Steiermark bietet landesweit 101 Zivildienststellen an, 16 davon bei der Lebenshilfe Hartberg an ihren Standorten in Pöllau, Vorau, St. Johann/Haide und Neudau. Die Wochenarbeitszeit beträgt 37 Stunden. Die Bewerber kommen aus allen Schul- und Berufssparten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, jedoch Offenheit, Verlässlichkeit und Teamfähigkeit.
Die Turnusse starten vierteljährlich im Jänner, April, Juli und Oktober. Interessenten geben ihren Zivildienstwunsch bei der Musterung bekannt und wenden sich an Kerstin Oczko, Zivildienstbeauftragte der Lebenshilfe Steiermark, oder direkt an Manuela Gruber-Janisch in der Zentralverwaltung der Lebenshilfe Hartberg. Ihre Vertretung ist Jan Rosenzopf, dessen Mitarbeit bei der Lebenshilfe Hartberg auch als Zivildiener begonnen hat.
Auch Interessent*innen für ein Freiwilliges Soziales Jahr sind willkommen!
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